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Der Aufschwung in den „1950er Jahren“


Wieder selbstständig

Die 1945 gegründete Kultur- und Sportgemeinschaft löste sich im Jahre 1954 auf. Schon 1948 hatte die Militärregierung die Bestimmungen etwas gelockert, womit auch gleich die ersten Zerfallserscheinungen auftraten. Die Führung der Vereinsgeschäfte, insbesondre die Kassierung und Verteilung der Beiträge war immer komplizierter geworden. Zuletzt gab es dann nur noch die Sparten Fußball und Gesang – Germania und Volkschor.


Neuer Schwung

Auch im Jahre 1954 gründete sich mit dem Gesangverein „Frohsinn“ wieder ein zweiter Gesangverein in unserer Gemeinde. Zunächst hatte diese Neugründung - und die damit verbundenen Übertritte - die Gemüter erheblich erhitzt. Aber schon wenige Monate später konnte man feststellen, dass diese Entwicklung dem „Volkschor“ nicht geschadet hat, sondern - im Gegenteil – frischen Schwung in das Vereinsleben brachte. Durch zahlreiche Neuzugänge und engeres Zusammenrücken erhöhte sich die Zahl der aktiven Sänger ständig, und bald näherte man sich der Zahl achtzig, von der man lange Zeit nur geträumt hatte.


Nach langen Diskussionen wurde beschlossen, 1955 wieder einen Wettstreit zu besuchen. Mit einem Sonderzug ging es nach Elz bei Limburg. In der 1. Landesklasse wurde der 2. Klassenpreis errungen. Bei den einzelnen Auftritten durften einige Sänger nicht mit auf die Bühne, da bei der Abgabe der Meldung mit einem so schnellen Wachstum der Sängerzahl nicht gerechnet worden war. Anlässlich des 70jährigen Bestehens des Vereins fand am 25.05.1957 im Vereinslokal eine Feierstunde statt, bei der zwei noch lebende Gründer sowie zwei im Jubiläumsjahr beigetretene Sänger geehrt wurden. Der damalige Bundesvorsitzende des „DAS“, Heinrich Nöll, hielt die Festansprach

Besuch aus England (1960)

Die ersten Kontakte ins Ausland

Im Herbst des Jahres 1957 brachte der 2. Vorsitzende des Vereins und gleichzeitige 2. Landesvorsitzende des DAS, Andreas Henß, erstmals den Chor mit dem „Margate Festival Choir“ aus England in Verbindung. Mit zwei Bussen trafen die Gäste in Niederrodenbach ein. Ihnen wurde nicht nur seitens der Mitglieder des Vereins, sondern von der ganzen Einwohnerschaft ein herzlicher Empfang bereitet. Die kurze Zeit des Aufenthaltes von nur drei Tagen war restlos ausgefüllt und ein gemeinsames Konzert bildete den Höhepunkt der Begegnung.


Schon im nächsten Jahr folgte man einer Gegeneinladung. Mit 120 Personen, davon 64 aktive Sänger, ging es über den Kanal. Es wurde ein großes Programm absolviert, mit Empfängen, Ausflügen und geselligem Beisammensein. Bleibende Erinnerungen sind noch heute zwei denkwürdige Konzerte, eines davon im „Chapter House“ der Kathedrale von Canterbury.  1960 kam wieder Besuch aus England, und diesmal ging es mit 160 Personen auf große Fahrt nach Oberbayern. In Peißenberg und eine Woche später in Niederrodenbach wurden gemeinsame Konzerte abgehalten. Die Ausflüge in die Berge gestalteten sich zu großen Erlebnissen, zumal eine Reihe von Teilnehmern diese noch nicht gesehen hatten.


All diese Höhepunkte hielten den Verein natürlich nicht davon ab, in jedem Frühjahr mit einem Konzert an die Öffentlichkeit zu treten, die zum Teil große Beachtung fanden. In diese Zeit fielen auch die vereinsinternen Rosenmontagssitzungen. Aus einer zwanglosen Zusammenkunft im Februar 1955 hatte sich mit der Zeit eine echte Karnevalssitzung entwickelt. Zwar waren es immer nur Stehgreifveranstaltungen ohne große Vorbereitungen, aber trotzdem erfreuten sich diese Abende immer mehr Zuspruch und mit der Zeit wurde der Saal zu klein. Trotzdem zog man es vor, erst einmal enger zusammenzurücken, denn in geselliger Hinsicht wurden Glanzlichter gesetzt, von denen noch heute manchmal gesprochen wird. Als man sich 1966 erstmals in die Turnhalle wagte, zeichnete sich schon gleich ab, dass eine vereinsinterne Veranstaltung nicht ohne Schwierigkeiten in die Öffentlichkeit getragen werden kann.

75-jähriges Jubiläum

Das 75-jährige Jubiläum

Das 75jährige Jubiläum wurde wieder festlich begangen. Ein groß angelegtes Jubiläumskonzert am 5.Mai 1962 leitete die Feierlichkeiten ein. Der damals bekannte Tenor, Kurt Wolinski von den Städtischen Bühnen der Stadt Frankfurt und ein Bläser-Ensemble des Hessischen Rundfunks schufen den würdigen Rahmen. Es standen 87 Sänger auf der Bühne und für alle, Zuhörer und Mitwirkende, wurde dieses Konzert in der überfüllten Turnhalle zu einem Erlebnis besonderer Art.


Am 23. Juni fand eine Jubiläumsfeier mit der Weihe der neuen Fahne statt. Mit einem „Großen Zapfenstreich“ wurde das Fest am 6. Juli eröffnet, und ein Fackelzug bewegte sich vom Rathaus zum Festplatz an der Hanauer Landstraße. Es folgte ein Abend mit kulturellen und sportlichen Darbietungen, bei dem auch eine Abordnung vom „Margate Festival Choir“ begrüßt wurde. Am Samstag fand ein großes Freundschaftssingen statt, an dem 12 Vereine teilnahmen.


Der Sonntag begann mit einem Prädikatwertungssingen. Vierzehn Chöre stellten sich dem Wertungsrichter Dr. Cremer aus Marburg. Zum gleichen Zeitpunkt sangen in der Turnhalle eine Anzahl von Kinder- und Jugendchören. Nachmittags bewegte sich ein 3,5 km langer Festzug durch die geschmückten Ortsstraßen. Neben vielen Gruppen waren es 18 Motivwagen, bei denen sich die Ortsvereine viel Mühe gegeben hatten. Auf den Festzug folgte die Kundgebung zum Kreissängerfest.

 

Zum Auftakt sangen die Sängervereinigung Langendiebach, der Volkschor Langenselbold und der Volkschor Harmonie Großauheim mit nahezu 300 Sängerinnen und Sängern die „Morgenröte“ von Uthmann, unter der Leitung von Herrn Berthold Dambruch. Der Humorist Fritz Schall sorgte am Montag für Stimmung beim Frühschoppen im Festzelt. Ein gelungenes Kinderfest am Nachmittag rundete das Bild ab. Die gesamte Gemeinde nahm regen Anteil an diesem Jubiläum.


Der „Durchhänger“

Ein langes Vereinsleben bringt es mit sich, dass es nicht nur Höhepunkte gibt. Das hatte der Verein fürwahr schon einige Male erfahren – und nun stand wieder ein „Tief“ bevor. Eigentlich sollte ja ein erfolgreiches Vereinsjubiläum – wie es das 75. war – einen Verein ja beflügeln und weiter nach vorne bringen. Dies war aber leider nicht so. Nach diesem, eigentlich bis dahin größten Ereignis in der Vereinsgeschichte, trat zunächst eine Stagnation ein.


Die intensiven Vorbereitungen sowie die großen Anstrengungen beim Fest selbst, hatten erst einmal ein gewisses Ruhebedürfnis zur Folge. Die „Luft war raus“ – wie man so sagte. Dazu kam die allgemeine Zeiterscheinung, nämlich die Schrumpfung der Männerchöre, von der auch der „Volkschor“ nicht verschont blieb. Die Zeit der großen Chöre war vorbei und die Zahl der aktiven Sänger ging auf rund 60 Sänger zurück. Ein Trend, der sich leider bis in die Gegenwart fortsetzte, den aber andere Vereine noch schmerzlicher zu spüren bekamen. Sie konnten als Männerchöre nicht mehr bestehen. Viele dieser Vereine lösten sich auf oder strukturierten sich in „gemischte Chöre“ um – was in der Chorlandschaft allerdings auch durchaus als ein Gewinn zu sehen ist.


Im Volkschor nahm das Vereinsleben trotzdem noch seinen gewohnten Lauf. Die rückläufige Sängerzahl beeinträchtigte die gewohnte gesangliche Qualität kaum, denn viele „gute“ Sänger blieben. Bei allen gebotenen Anlässen im örtlichen Rahmen stand der Chor wie gewohnt zur Verfügung. Bei der Einweihung der neuen Volksschule und des Waldstadions wurde gesungen. Bei Veranstaltungen der Nachbarvereine war der „Volkschor“ mit seinen Sängern überall ein gern gesehener Gast.


Ende einer Ära

Am 6. Mai 1967 fand in der Turnhalle ein denkwürdiges Konzert statt. Nach der einhelligen Meinung des Publikums - und der anwesenden Kritiker – war es als ein besonderer Erfolg des Vereins anzusehen. Aber - es sollte dies auch der letzte Auftritt des Chors mit seinem Ehrenchormeister Berthold Dambruch sein. Gleich im Anschluss an das Konzert trat er eine Kur in Bad Orb an. Kurz danach erlitt er einen Schlaganfall und ein längerer Krankenhausaufenthalt schloss sich an. Die Leitung des Chores konnte er nicht wieder übernehmen. Er starb 1971.

 

Bertold Dambruch stand dem Chor 45 Jahre als musikalischer Leiter vor. Das war nahezu die Hälfte der zu diesem Zeitpunkt vergangenen Vereinsgeschichte. In dieser Zeit hat er dem Verein seinen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt. Die großen Erfolge der zwanziger und dreißiger Jahre sprechen für sich, und auch nach dem zweiten Weltkrieg war es ihm gelungen, trotz großer Lücken, wieder einen leistungsstarken Chor aufzubauen.


Das besondere Verhältnis, das sich zwischen Chor und Chorleiter entwickelte, war wohl darauf zurückzuführen, dass er schon bald nach der Übernahme des Chores seinen Wohnsitz nach Niederrodenbach verlegte und so ganz selbstverständlich jederzeit dem Verein zur Verfügung stand.